Niedersehen!

Auf Wiedersehen Steiermark, Willkommen Niederlande!


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Die Kirche, eine Moschee

Sionskerk/Wilders

Die einstmals evangelische Sionskerk („Zionskirche“) in meiner ehemaligen Nachbarschaft in Groningen ist heute eine Moschee. Damit ist sie dem Rechtspopulisten Wilders ein Dorn im Auge.


Er will den Koran verbieten, alle Moscheen schließen und aus der EU austreten. Geert Wilders könnte heute die Wahlen in den Niederlanden gewinnen.
Eine Erregung.

Verlässlich hat mir meine Turmuhr auf der anderen Straßenseite stets die Zeit angezeigt. Doch erst spät habe ich gemerkt, dass man die einstige evangelische Kirche in meiner Nachbarschaft längst in ein islamisches Gebetshaus und Kulturzentrum umgewandelt hat. Vor mehr als zwei Jahren habe ich ein Auslandssemester in Groningen, im Norden der Niederlande gemacht. Für sechs Monate durfte ich in eine Kultur eintauchen, die ich zuvor bloß mit Radfahren, einer flachen Landschaft und einer guten Fußball-Nationalmannschaft verband. In eine Kultur, die der unsrigen ähnelt und doch ganz anders ist.

Haben nicht gerade die Niederlande den Ruf, eine freie Gesellschaft zu sein? Und damit meine ich nicht bloß die wohlbekannte Tatsache, dass man hier legal kiffen darf. An meiner Uni etwa haben wir den interkulturellen Austausch gelebt. Im Team mit einer Südkoreanerin, einer Spanierin, einer Italienerin und einem holländischen Chinesen durfte ich eine PR-Kampagne entwerfen. Wir lernten dabei, dass kulturelle Barrieren kein unüberwindbares Hindernis darstellen müssen.

Geert Wilders hätte diese Erfahrung wohl auch machen sollen. Vielleicht hätte er dann nicht jene „Freiheitspartei“ („Partij voor de Vrijheid“, PVV) gegründet, die alle Moscheen schließen, den Koran verbieten und mit den Niederlanden aus der EU austreten will. Forderungen, deren gegenüber sogar Norbert Hofer fast schon handzahm wirkt.

Was führt ein Politiker im Schilde, der solche Dinge propagiert? Wie würde eine Million Muslime in den Niederlanden darauf reagieren, wenn ihre Religion plötzlich illegal wäre? Wer würde davon profitieren? Die Niederländer auf gar keinen Fall.

Wir dürfen nicht blauäugig sein. Der Islam ist in seiner heutigen Prägung sicher keine friedliche Religion. Doch wer Wut sät, wird Hass ernten. Hoffentlich wissen das auch die Bürger meines geschätzten Gastlandes, wenn sie heute ihr neues Parlament wählen.


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Niedersehen goes checkit!

Auch für das steirische checkit-Jugendmagazin habe ich über mein Auslandssemester berichtet. Hier könnt ihr den Artikel in voller Länger online lesen, im gedruckten Magazin und auf checkit.at findet ihr außerdem einen Artikel über das Auslandsjahr meiner langjährigen Schulkollegin Julia Buchberger in Ecuador und weitere Berichte über Auslandserfahrungen. Anbei ein Faksimile meiner Printseite. 🙂

checkit-Seite2


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Tot ziens!

Alles hat ein Ende. Auch mein Auslandssemester in den Niederlanden ist nun vorbei. Nach fünf Monaten in Groningen verlasse ich Holland wieder in Richtung Heimat. Casper, mein Vermieter, ist im Gegenzug wieder von seinem Auslandssemester in Wien zurückgekehrt. Ich treffe ihn letzten Freitag am späteren Nachmittag in der Wohnung. In Österreich hat es ihm sehr gut gefallen, nur dass die Geschäfte in der Hauptstadt sonntags geschlossen haben, hat dem Wirtschaftsstudenten weniger gut gefallen: „Das ist ja dumm!“ Wir essen zusammen, tauschen uns über unsere Erfahrungen aus und arrangieren alles Notwendige.

Casper 2

Stilecht in der Lederhose geht Casper – nach seinem Auslandssemester in Österreich wieder daheim in Groningen – fort. Mannerschnitten im Gepäck und einen leichten Wiener Akzent hat er auch. 🙂

Während mein Vermieter mit seinen Freunden in der Stadt ein Willkommensfest feiert, nütze ich die letzte Nacht, um mein letztes Zeug einzupacken und das Zimmer in einen ansehnlichen Zustand zu bringen. Als ich am nächsten Tag vor sechs Uhr aufstehen muss, hab ich nur ein paar Stunden geschlafen. Ich bin noch gar nicht ganz fertig, schon steht der Taxifahrer vor der Tür. Eilig geht es mit dem Taxi zur Hoofdstation, dem Hauptbahnhof der Stadt.

Heimreise

Gegen 7:20 geht meine Zugreise in Groningen los.

Die Zugfahrt quer durch Deutschland und Österreich ist lang und anstrengend. Von Groningen geht es zuerst mit dem Regionalzug nach Leer im norddeutschen Ostfriesland. An der Grenze zu Deutschland wartet auch schon der erste Stolperstein: Ich werde im Zug von zwei Polizeibeamten kontrolliert und finde meinen Reisepass nicht … Glücklicherweise ist alles halb so schlimm: Als österreichischer Staatsbürger kommen ich „in den Genuss des Freizügigkeitsgesetzes“, wie mich einer der beiden Polizisten aufklärt. Nachdem die Beamten meinen Führerschein überprüft haben und ich angebe, dass ich meinen Reisepass „höchstwahrscheinlich“ im Koffer habe, lassen sie mich ziehen. In Leer habe ich fünf Minuten Zeit, um mit einer Menge an Gepäck – an einem Bahnhof mit Unterführung ohne Lift – in den InterCity nach Hannover umzusteigen. Das ist selbst für mich mit meinen zwanzig Lenzen eine Herausforderung, für ältere und gebrechliche Personen wohl ein Ding der Unmöglichkeit.

Zugfahrt Norddeutschland Schnee

Auch verschneite Winterlandschaften, wie diese in Norddeutschland, durchquere ich während meiner Fahrt in die Heimat.

Im Zug nach Hannover komme ich drauf, dass ich meinen Pass im Scanner liegen lassen hab. Hätte ich das an der Grenze schon gewusst, hätte ich 25 Euro Strafe zahlen müssen … Von Hannover geht es viereinhalb Stunden lang im ICE nach München. Während ich an meinem Laptop für den letzten Arbeitsauftrag aus den Niederlanden – einen Erfahrungsbericht – in die Tasten haue, schaue ich immer wieder aus dem Fenster: Der fließende landschaftliche Übergang zwischen Nord- und Süddeutschland ist interessant anzusehen.

KitzingenPano

Bei der Zugfahrt sticht mir das am Main gelegene Städtlein Kitzingen (Unterfranken) ins Auge. Falls ich mal in der Gegend bin, möchte ich mir diese Stadt gerne anschauen. (Foto: Settembrini, Wikimedia Commons, CC BY 3.0)

„Sind Sie der Herr Huber?“, werde ich beim Umsteigen am Münchner Hauptbahnhof gefragt. „Nein, ich bin nicht der Herr Huber“, entgegne ich lächelnd. Im Zug nach Graz bin ich angesichts der langen Reise schon etwas gereizt. Glücklicherweise wird mein Ausweis an der Grenze zu Österreich – zwischen Freilassing und Salzburg – nicht noch einmal kontrolliert. In Schladming steigen etliche deutsche Urlauber aus, danach ist der Zug fast leer. Nun hab ich es also bald geschafft. Ich döse dahin und lausche im Halbschlaf einer interessanten Diskussion über das Studieren. Die Studienzeit ist eine der schönsten Zeiten im Leben, dafür sollte wohl auch ich dankbarer sein, nehme ich mit. Um zehn Uhr am Abend komme ich erschöpft am Grazer Hauptbahnhof an. Eine Freundin meiner Mama führt mich heim nach Weiz – natürlich will sie alles über meine Zeit in den Niederlanden wissen. Daheim erwartet uns eine Jause, erst gegen halb zwei komme ich endlich ins Bett.

Bloggen

Zuhause in Weiz schreibe ich an diesem Blogeintrag.

Nun ist es also vorbei, mein Auslandssemster in den Niederlanden. Für fünf Monate auf mich allein gestellt in einem fremden Land zu leben und studieren war eine äußerst wertvolle Erfahrung für mich. Natürlich war nicht alles erfreulich, manchmal bin ich sogar an meine (Belastungs-)Grenzen gegangen. Auch, dass ich nicht in ein Studentenheim gezogen bin, bereue ich noch immer. Dennoch wage ich zu sagen, dass ich durch meine Zeit in Holland reifer geworden bin. Kaum etwas fördert den berühmten Blick über den Tellerrand mehr als ein längerer Auslandsaufenthalt.

* Niederländisch für „Auf Wiedersehen“


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Schwarzweiß

Schwarzweiß

Schwarzweißmalerei lehne ich eigentlich ab, doch den vergangenen Dienstag kann ich tatsächlich in Schwarz und Weiß nachzeichnen. Selten lagen bei mir Erfolg und Misserfolg so nah beieinander.

Nervös krieche ich gegen dreiviertel zehn aus dem Bett. Letzten Dienstag ist der vielleicht wichtigste Tag in meinem Studium: In fünf langen Monaten haben meine Projektgruppe und ich für unseren Klienten, die Marketingagentur House of Design unsere Köpfe rauchen lassen. Wir haben recherchiert, diskutiert, geschrieben, gefilmt und designt. Am Ende haben wir eine Kampagne entworfen, die sich um eine Promotion-Aktion in Amsterdam Schiphol dreht, um internationale Aufmerksamkeit für die Aktion zu schaffen. In wenigen Stunden werden wir unsere Arbeit bei der Firma – in einem umgebauten, alten Wasserturm (!) – präsentieren. Schuhe geputzt, gekampelt, rasiert – auch als Bursch richtet man sich für so ein Event her. Während meine Kollegin Elsa und ich für die letzten Materialien im Druckshop weilen, ist Elisa wohl am nervösesten: Schließlich wird sie unsere Kampagne heute präsentieren. (Im Team mit einer Elisa und einer Elsa zusammenzuarbeiten, führte übrigens zwangsläufig zu Versprechern …)

Um dreiviertel zwölf trifft sich unsere ganze Klasse vor dem Wasserturm. Ein ähnlich angespanntes, aber auch erhabenes Gefühl wie bei meiner Matura. Mit dem Panoramlift geht es auch schon ab in die Bovenkamer („Obenkammer“), wie der Wasserturm offiziell heißt.

Nach zwei Vorgruppen sind auch schon wir an der Reihe. Elisa präsentiert unsere Kampagne souverän, nach einigen toughen Fragen kriegen wir eine äußerst positive Rückmeldung. Auch die Kollegen aus den anderen Gruppen machen einen tollen Job. Vor allem die letzte Gruppe mit mit ihrer professionell gestalteten Website und einer großartigen Präsentation bleibt mir Erinnerung. Nach der letzten Präsentation gibt es Kuchen und Kaffee. Den haben wir uns verdient! „You have the best creative concept!“, lässt uns Inhaberin Eileen Blackmore am Ende wissen. Nachdem dieses zu einem Großteil auf mein Konto geht, freut mich das besonders. 😀

Visual finished

Ich habe für unser Projekt eine Promotion-Aktion am Flughafen Amsterdam Schiphol visualisiert.

Erleichterung und Wehmut prägen die Stimmung nach der Präsentation. Schließlich war die Präsentation nach fünf langen Monaten unser letztes offizielles Zusammenkommen als Klasse. Auch wenn unsere Gemeinschaft nie so stark gewesen ist wie im Gymnasium oder in der FH, fällt der Abschied nicht leicht. Mit meinen Kolleginnen Jone, Marta und Elisa gehe ich anschließend auf ein gemeinsames Mittagessen. Anfangs ist die Stimmung gut, doch nach einiger Zeit erhalte ich eine schlechte Nachricht: Mein Kollege und ich sind mit unserer Partnerarbeit in Communication Theory durchgefallen.

Wir hätten das ganze zweite Quartal für einen schwierigen Essay nützen sollen. Doch monatelang hat er sich (aufgrund von guten Gründen, wie ich danach erfahren sollte) nicht gemeldet. Dadurch haben wir sämtliche Feedbackmöglichkeiten für unsere Arbeit verpasst. Das, was wir am Ende geschrieben haben, hat offensichtlich nicht ausgereicht. Auch wenn wir beide den schwierigen Stoff eigentlich recht gut verstehen, können wir halt auch nicht zaubern. Seufz.

An der FH waren meine Noten nie schlechter als drei, in Holland bin ich gleich in zwei Fächern durchgeflogen. In Marketing war ein eigenes Versäumnis und ein Missverständnis der Grund dafür, in Communication Theory war’s einfach Pech. Natürlich sind 5 ECTS weniger nicht das Ende der Welt. Anstatt von Communication Theory (2 ECTS) kann ich wohl in Russisch eine Prüfung über das dritte Semester machen. Und auch für Marketing sollte sich ein Ersatz in Österreich finden lassen. Notfalls fahre ich ansonsten im April in die Niederlande zurück und trete beim zweiten Termin an.

Der 27. Jänner ist zu einem Sinnbild für mein Auslandssemester – das übermorgen zu Ende geht – geworden. Erfolge und Misserfolge, Meilensteine und Rückschläge, wechseln einander ab. Auch aus den „schwarzen“ Erlebnissen werde ich letztlich etwas für die Zukunft mitnehmen. Aufgeben tu ich höchstens einen Brief – und auch das, sozialen Medien sei Dank, nur mehr alle heiligen Zeiten.

Credits
Kleine Glühbirne im Banner:
Von Diege Naive, Kristen Lehua und Hyunhye Park (Komposition) (CC BY 3.0)

Große Glühbirne:
Von Jens Tärning (CC BY 3.0)


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Heimaturlaub

Der Wecker läutet gegen halb sieben. Geschlafen hab ich kaum. Ein Morgenmuffel wie ich kommt in so einer Situation nur mit einem guten Grund auf. Doch einen solchen hab ich letzten Donnerstag: Nach vier Monaten in den Niederlanden geht es für mich über die Weihnachtsferien in die Heimat.

Eine Stunde später mache ich mich wie ein Esel bepackt in Richtung Bushaltestelle auf. Ich fühle mich wie der Weihnachtsmann – zwei Drittel meines Tramper-Rucksacks sind voller Geschenke für meine Lieben. Nach einer kurzen Busfahrt bin ich auch schon an der Hoofdstation Groningen – wie der Hauptbahnhof der Stadt auf Niederländisch heißt.

Reiseplanung

Am Abend vor dem 18. Dezember hab ich noch eine lange Reise vor mir.

Im Zug nach Amsterdam fällt mir auf, dass die Zeit bis Weihnachten sehr schnell vergangen ist. Während es langsam hell wird, ziehen Wiesen, Wälder und Grachten (Kanäle) vor meinen Augen vorbei. Ich freue mich sehr darüber, dass ich einige Stunden später wieder in Österreich sein werde und bastle in Gedanken schon an diesem Blogbeitrag. Nach dem Umsteigen in Zwolle fällt mir eine Gratiszeitung in die Hand. Ich freue mich darüber, dass ich die niederländischen Texte großteils verstehe.

Während ich noch in die Zeitung vertieft bin, erreicht der Zug auch schon den Flughafenbahnhof von Amsterdam Schiphol. Eilig richte ich mir meine „sieben Zwetschken“ und verlasse den Zug. In etwa zwei Stunden werde ich von niederländischem Boden in Richtung Heimat abheben. Davor schieße ich für mein Kampagnenprojekt im Studium noch einige Umgebungsfotos vom Flughafen.

Der Check-in funktioniert über Handy – ein Novum für mich. Nach den Sicherheitskontrollen, etlichen Metern zu Fuß bzw. über Rollbänder und dem Boarding sitze auch schon im Flieger. Das allererste Mal in meinem Leben nehme ich mir eine Ausgabe der FAZ (Frankfurter Allgemeine Zeitung) in die Hand und begebe mich auf meinen Platz. Nach einiger Wartezeit geht’s los. Nun verlasse ich Holland also wieder. So lange war ich nie weg – immerhin vier Monate. Umso mehr freue mich auf die Weihnachtsfeier mit meinen österreichischen Studienkollegen am Abend. Obwohl ich mit der Lufthansa fliege, spreche ich mich mit der Stewardess teilweise Englisch statt Deutsch. Gewohnheit eben.

Mit meiner interessanten Lektüre vergeht die Zeit buchstäblich wie im Flug. Beim Zwischenstopp in München verlaufe ich mich kurz und verliere etwas Zeit. Am Gate nach Graz brauche ich doch eine gedruckte Boardkarte und höre zum ersten Mal nach so vielen Monaten (vom Skypen einmal abgesehen) wieder Steirisch. Selten hab ich mich so darüber gefreut, meinen eigenen Dialekt zu hören. 🙂

Der zweite Flug dauert nur eine halbe Stunde. Zeit genug, um einen sympathischen Schweden am Nebensitz kennenzulernen. Mein Sitznachbar unternimmt seine erste Reise nach Österreich, um Freunde in Graz zu besuchen. Bald setzt die Maschine auch schon am Thalerhof auf. Ich kann es kaum realisieren, nun wieder in der Heimat zu sein. Erst nach der Zugfahrt zum Hauptbahnhof trennt sich mein Weg von jenem des sympathischen Typen mit einem schwer zu merkenden schwedischen Namen.

Zugfahrt

Mein schwedischer Sitznachbar hat im Zug vom Flughafen zum Hauptbahnhof dieses Foto von mir gemacht.

Mit der Bim fahre ich kurz zur FH, um dort ein Dokument bei der unserer Auslandsbeauftragten Mag. (FH) Karin Raffer abzugeben. Es ist inzwischen etwa dreiviertel fünf am Abend und finster. „RAFFI!“, höre ich an der Bimhaltestelle neben der FH: „Låss di drücken!“ Völlig unerwartet schließe ich Kathi, Sandra und Nicole – drei meiner Studienkolleginnen – in die Arme. Ich begegne auch noch meiner Kollegin Lisa und gebe das Formular mit etwas Verspätung ab. Mit Frau Raffer unterhalte ich mich ebenfalls gut.

Die Wartezeit bis zur Weihnachtsfeier überbrücke ich bei einer Freundin in der Grazer Innenstadt. Spontan werde ich einige Stunden später auch bei ihr übernachten. Allmählich treffe ich bei der Weihnachtsfeier meine „alten“ Studienkollegen – ein freudiges Wiedersehen. Alle wollen wissen, wie es mir in den Niederlanden ergangen ist. Ich weiß gar nicht, ob ich mit wenigen Leuten viel oder mit vielen wenig reden soll und entscheide mich letztlich für einen Mittelweg … Wir feiern in einem ehemaligen Zahntechnikerlabor in der Nähe des Jakominiplatzes und haben viel Spaß zusammen. Im Nachhinein war das die vielleicht lustigste Weihnachtsfeier, an die ich mich erinnern kann. Danke Sandra für das Labor!

Weihnachtsfeier

Nach einer neunstündigen Reise und einiger Wartezeit in Graz, bin ich endlich bei unserer FH-Weihnachtsfeier dabei. 😀

Am Freitag fahre ich mit dem Zug über Gleisdorf nach Weiz. Als hätten wir es ausgemacht, sitzt mir darin zufällig mein FH-Buddy Niklas gegenüber. Wieder daheim begrüßt mich zunächst meine Katze Garfy, die mich überraschenderweise nicht ignoriert, einige Stunden später meine Mama. Bis zum 3. Jänner bin ich also wieder in Österreich, Zeit genug um Familie und Freunde zu treffen sowie Weihnachten und Silvester zu feiern. Ich verabschiede mich mit einem kurzen Katzenvideo von Garfy, das ich direkt nach meiner Ankunft in Weiz aufgenommen habe. 🙂

 
* Das Bild stammt von einem Ausflug nach Den Haag. Ich habe allerdings auch bei meiner Heimreise wieder einen niederländischen GVB-Zug gesehen.


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Der schweinische Wauwau

So stellt sich der dänische Bildhauer Jens Galschiøt den inneren Schweinehund vor. (Foto: Norbert Schnitzler, Wikimedia Commons, CC-BY-SA 3.0; von mir zugeschnitten)

Er grunzt nicht, er bellt nicht. Ich muss mit ihm nicht Gassi gehen und Trüffel findet er auch keine. Eigentlich bin ich ja ein Tierfreund, aber auf meinen inneren Schweinehund könnte ich gerne verzichten.

Wie einige meiner Freunde wissen, hab ich mir schon vor meinem Auslandsaufenthalt in den Niederlanden vorgenommen, endlich wieder Sport zu machen. In Groningen angekommen, bin ich auch gleich auf ein tolles Angebot gestoßen: Das Studentensportzentrum ACLO, das sich gleich neben dem Hauptgebäude meiner Uni befindet und ähnlich wie das USI in Graz allen Studierenden in Groningen zu günstigen Konditionen offensteht.

Weil mein eigener Schweinehund aber ein guter Bekannter von mir ist, war mir gleich klar, dass ich das Zentrum nicht unbedingt zu den „Open hours“ nutzen, sondern bei einem der zahlreichen Sportkurse mitmachen will. Mit einer Kaution von 10 Euro, die man bei 80-prozentiger Anwesenheit wieder zurückkriegt, eine gute Möglichkeit um den schweinischen Wauwau auszutricksen. Dachte ich mir.

Doch beim Denken ist es geblieben, denn von den vier Kursperioden im ersten Semester ist zunächst die erste, dann die zweite und schließlich die dritte vergangen, während ich mich die ganze Zeit bald mal anmelden wollte. Die vierte geht eine Woche über meine Zeit in Groningen hinaus, dafür rentieren sich die 52 Euro Anmeldegeld – für die man das Angebot ein ganzes Jahr (!) lang nutzen dürfte – nun wirklich nicht mehr, rede ich mir ein. Da hat dieser „Hund“ also wieder mal gesiegt …

Dennoch will ich mir von meinem unsichtbaren Haustier nicht alles gefallen lassen. Deshalb bin ich letzten Freitag vier Kilometer laufen gegangen – mit zwei Gehpausen, aber immerhin. Das will ich nun zweimal in der Woche wiederholen und dabei die Pausen immer kürzer werden lassen. Na Schweinehund, was bellst du jetzt? Aja, nichts.


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Halbzeit!

Der Schiedsrichter pfeift. Nach 45 Minuten gibt es für die Spieler eine Verschnaufpause. Bevor die zweite Halbzeit beginnt lässt der Trainer das Match mit seiner Mannschaft Revue passieren. Auch bei mir ist jetzt Halbzeit. Die 45 Minuten sind zweieinhalb Monate, das „Spiel“ ist mein Auslandssemester in den Niederlanden und meine Verschnaufpause ist eine knappe Woche Ferien bevor der zweite Block meines Studiums beginnt. Wie ein Fußballteam in der Kabine will ich nun auf meine erste Halbzeit zurückblicken. Und wie steht’s? Dafür sind in meinem Fall natürlich mehr Zeichen nötig als zwei Ziffern und ein Doppelpunkt:

Mein tägliches Leben

Rindsuppe

Das Kochen gelingt mir inzwischen ganz gut. Hin und wieder gibt’s auch in den Niederlanden etwas typisch Österreichisches – wie diese Rindsuppe. 🙂

An das Alltagsleben in den Niederlanden hab ich mich recht schnell gewöhnt. Auch mit dem täglichen* Radfahren hab ich mich rasch anfreunden können. Im Haushalt bleibt zwar immer wieder mal etwas liegen, doch angesichts dessen, dass ich zum ersten Mal alleine wohne, schlag ich mich ganz gut. Nicht Niederländisch zu sprechen ist natürlich ein Hindernis – doch zumindest verstehe ich die Sprache wegen der Sprachverwandtheit mit dem Deutschen und Englischen ein bisschen. Außerdem sprechen die meisten (jüngeren) Niederländer fließend Englisch und viele auch Deutsch. Gerne hätte ich einen Niederländischkurs gemacht, doch leider hat sich dazu keine Möglichkeit ergeben.

Das Studium an der Hanze

Hanze

Meine Uni – die Hanzehogeschool Groningen

Im letzten Semester hab ich viel Interessantes gelernt. Vor allem dank Communication Theory verstehe ich nun viel besser was PR eigentlich ist, was man damit erreichen kann und was nicht. Mein Hauptfach Communication Research – das viel mit Marktforschung zu tun hatte – war dafür leider eher langweilig für mich. Zumindest hab ich Dinge gelernt, die mir vielleicht bei meinen Diplomarbeiten helfen werden. Außerdem weiß ich nun, dass ich mich in Marktforschung wohl nicht vertiefen will. Die Projektarbeit in diesem Fach war zwar inhaltlich nicht besonders spannend, doch nebenbei hab ich viel über Teamwork in einem internationalen Umfeld gelernt. Ich bin froh, dass ich die Prüfung in Research gut geschafft habe und freu mich schon auf den zweiten Block, in dem es viel kreativer zugehen soll.

Soziale Kontakte

Hausparty

Mitte Oktober hab ich eine Hausparty veranstalten dürfen. 🙂

Da ich in einer WG mit Niederländern und nicht wie die meisten meiner Studienkollegen in einem internationalen Studentenheim wohne, war es gerade am Anfang für mich nicht so leicht, Kontakte zu finden – ein Hindernis ist da sicher die Sprachbarriere. Inzwischen hab ich mich aber glücklicherweise mit einigen meiner Studienkollegen anfreunden können und sogar eine Hausparty veranstalten dürfen. Trotzdem würde ich mich für ein Studentenheim entscheiden, könnte ich die Zeit zurückdrehen.

Fazit

Kondensstreifen

Am 18. Dezember fliege ich heim nach Österreich und bleibe über die Weihnachsferien dort. Danach geht’s noch einmal für ein Monat in die Niederlande.

Ich froh darüber, dass ich die Chance genützt hab, in den Niederlanden ein Auslandssemester zu machen. Viele neue Erfahrungen, die mir sonst verwehrt geblieben wären, hab ich schon gemacht und werde ich auch in den nächsten Monaten machen. Natürlich ist es nicht immer einfach, manchmal war ich auch schon überfordert. Doch letztlich sind gerade schwierige Momente oft jene, durch die man hinterher das meiste gelernt hat. Ich freu schon auf die zweite Halbzeit und hab mir noch viel vorgenommen: Ich möchte mir endlich Amsterdam und noch eine weitere niederländische Stadt anschauen. Außerdem möchte ich einen Kurs am Uni-Sportzentrum ACLO machen. Gespannt bin ich – wie gesagt – auf das zweite Semester an der Hanze. Ganz besonders freu ich mich natürlich darauf, über die Weihnachtsferien heimzukommen – Freunde und Familie nach so langer Zeit wieder zu sehen.

* In den letzten drei Wochen musste ich leider mit dem Bus fahren, weil mein Fahrrad außer Betrieb ist. Ich hoffe, dass sich das Problem diese Woche beheben lässt.


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Als die Vermieter für mich ein Gesicht bekamen

Küche und Balkon Montage

Keine fotografische Meisterleistung, aber eine hilfreiche Dokumentation für die Hausbesitzer.

„Hat meine Mitbewohnerin eine neue Frisur?“, war heute mein erster Gedanke nachdem ich heute müde von der Uni heimkommend die Haustür aufgemacht und eine Frau mit blondem Kurzhaarschnitt erblickt habe. Halt! Diese Person ist doch um die 30 Jahre älter als Julia, wie ich auf dem zweiten Blick sah. Neben ihr ein vielleicht sechzigjähriger Herr mit schütterem grauen Haar. Wir grüßen uns freundlich.

Die einzig logische Erklärung für mich: „You are the parents of whom?*“ „No, we are the owners of this building.“ Wieder einmal falsch geraten. Doch heute war es zumindest nicht so peinlich wie beim letzten Mal. Sie erklären mir, dass sie die doch schon ziemlich veraltete Küche erneuern sowie einige Fenster und Türen streichen lassen wollen. Dafür schießt Herr V. einige Bilder mit seinem Smartphone. Ich biete ihm und seiner Ehefrau** an, stattdessen doch mit meiner Spiegelreflexkamera zu fotografieren und bereite ihnen damit eine Freude. Immer war es schon Abend – da ist das Licht für Handyfotos bekanntlich alles andere als optimal.

Einen Händedruck später sind die beiden auch schon wieder verschwunden. Doch seitdem haben meine (indirekten) Vermieter ein Gesicht für mich. Und ironischerweise kommen jetzt wirklich bald die Maler

PS: Falls ihr jetzt ein Bild von zwei Gesichtern erwartet habt, muss ich euch an dieser Stelle leider enttäuschen. Ein persönliches Foto hat Herr V. abgelehnt.

* Zitate aus Erinnerung
** Die Hausbesitzer haben für mich stark nach einem Ehepaar gewirkt. Kann mich aber auch irren.


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Der Maler, der keiner war

Unlängst haben sie in unserer Straße Fenster gestrichen. Da meine Siedlung aus zwei gegenüberliegenden, einander gleichenden Häuserblöcken besteht, hielt ich es nur für eine Frage der Zeit, bis die Maler auch auf meinem Balkon auftauchen. „Jetzt ist es also so weit“, dachte ich mir, als ich heute von der Uni heimgekommen bin und einen arbeitenden Mann am Nachbarsbalkon entdeckt habe. Ich entscheide mich, den vermeintlichen Handwerker anzusprechen. Schließlich will ich wissen, wann er an meinem Fenster werken wird.

Ich öffne die Glastür und erblicke einen älteren Herrn mit weißem Haar, weißem Bart und runder Brille, der in seine Arbeit versunken ist. Zweifel kommen auf. Ist er wirklich ein Maler? „Are you the painter?“ *, frage ich ihn. „No, I’m just cleaning the window. If you want to paint it, you need to do it yourself“, antwortet er mir in fließendem Englisch. Ich bin peinlich berührt und versuche mich zu erkären: „I just thought that mine would be painted too, because they did so at the other side oft he street“.

Wir kommen ins Gespräch. Der „Maler“ – sein Name ist mir leider entfallen – schildert mir von der Geschichte der Siedlung: In den 30er-Jahren sei sie von einem bekannten Architekten gebaut worden. Nach und nach hätten die Bewohner ihre Fenster in den unterschiedlichsten Farben gestrichen. Und vor zehn Jahren habe die Gemeinde des Stadtbildes willens verordnet, die ursprüngliche Farbgebung wiederherzustellen. Ich erzähle ihm, dass ich ein Austauschstudent aus Österreich bin, „Creating Communication Campaigns“ studiere und für die nächsten fünf Monate hier wohnen werde. Er lässt mich wissen, dass dies eigentlich die Wohnung seiner Tochter sei. Sie arbeite gerade in einer Partylocation, studiere Psychologie und mache – so wie ich – in ein paar Wochen auch eine Prüfung über Kommunikation. Vielleicht könnten seine Tochter und ich ja mal ins Gespräch kommen, meint er zum Schluss, „she has blond hair“.

Maler habe ich heute keinen getroffen. Dafür bin ich nun um eine nette Unterhaltung und vielleicht bald um einen neuen Kontakt reicher.

Oft erzählt das Leben die besten (Kurz-)Geschichten. Wie gefällt euch dieser Beitrag? Hattet ihr auch schon mal ein ähnliches Erlebnis? Hinterlässt mir doch einen Kommentar!

* Zitate aus Erinnerung


Ein Kommentar

Ein internationales Team

Der Wecker klingelt um 10 Uhr. Irgendwann kurz vor 11 stehe ich auf. Ich „frühstücke“, packe Laptop, Handy und Schreibzeug in meinen Rucksack. Heute – Mittwoch nach meiner Ankunft in den Niederlanden – ist mein erster Tag an der Uni. Genauer gesagt an der Hanzehogeschool (kurz Hanze), einer Art FH in Groningen, an der ich die fünf Monate studieren darf.

Fahrrad

Dieses alte Fahrrad ohne Gangschaltung ist für die nächsten Monate mein wichtigstes Verkehrsmittel.

Kurz nach 12 schwinge ich mich auf ein altes Fahrrad, das mir mein Vermieter Casper freundlicherweise für die Zeit meines Auslandsaufenthalts überlassen hat und mache mich in Richtung Zernike auf. „Zernike“ heißt der riesige Campus im Norden von Groningen, der einer Stadt in der Stadt gleicht und nicht nur die Hanze (25.000 Studenten), sondern auch die renommierte Reichsuniversität (30.000 Studenten) beherbergt. Damit ist Groningen eine richtige Studentenstadt – ein Viertel der knapp 200.000 Einwohner sind Studierende. Kein Wunder, dass hier auch in der Nacht reges Treiben herrscht: Groningen ist als Partymetropole bekannt, die Discos und Pubs haben hier keine Sperrstunde. Ich freue mich schon darauf, ab und zu selbst Teil dieses Nachtlebens zu sein. Gerade, weil ich als Weizer eher bescheidene Fortgehmöglichkeiten gewohnt bin… 😉

Am Campus angekommen, lasse ich mein Rad an einem der riesigen Fahrradabstellplätze stehen, mache ein paar Bilder mit meiner Spiegelreflexkamera und begebe ich mich in den Raum, in dem heute unser Einführungsprogramm stattfindet. Drinnen treffe ich meine ersten beiden Studienkollegen: Yosua Mario und Jaynea aus Indonesien (!), die „Austria“ mit „Australia“ verwechseln und mich anfangs für einen Australier halten…

Nach und nach trudeln alle neuen Austauschstudenten der „School of Communication, Media & IT“ – meines Departments an der Hanze – ein. Darunter Spanier, Italiener, Deutsche, und Südkoreaner. Wir sind ein durch und durch internationales Team. Heute sind alle Austauschstudenten meiner Fakultät in einem Hörsaal vereint, doch schon morgen werden wir in die einzelnen Klassen aufgeteilt. Ich werde „Creating Communication Campaigns“ studieren. Ein Marketingstudium, das zum PR-Teil meiner „Journalismus und PR“-Ausbildung an der FH JOANNEUM passt. Hoffentlich war das die richtige Entscheidung – denn natürlich hätte mich auch das Schwesterstudium „Journalismus“ interessiert.

Internationales Team

Wir sind ein internationales Team! Die Studenten aus meiner Klasse kommen aus Spanien (inklusive Baskenland und Katalanien), Indonesien, Südkorea, Italien, den Niederlanden, der Türkei, Deutschland und Österreich (nur ich).

Einige Zeit später betritt Lennart Pruiksma – der Exchange Coordinator meines Departments – den Raum, hat ein Keks für jeden von uns, und klärt uns über alles, was wir über unser Studium wissen müssen, auf. Doch zunächst wird die österreichische Flagge vom Diaprojektor an die Wand geworfen. Die österreichische Flagge? Ja, denn es ist Vorstellrunde und ich muss anfangen. Etwas überrumpelt erzähle ich den vielleicht 50 Leuten im Hörsaal etwas über mein Studium in Graz, bis – endlich – der Nächste an der Reihe ist. Danach werden wir noch über das IT-System der Hochschule aufgeklärt und in einer kleinen Tour durch die für uns wichtigsten Räumlichkeiten der Hanzehogeschool geführt. Um 4 Uhr nachmittags ist der Spuk vorbei, mit vielen Eindrücken im Gepäck und etwas müde begebe ich mich heim.

Was wollt ihr über meine Erfahrungen als Austauschstudent in den Niederlanden und das Leben dort wissen? Hinterlässt mir doch einen Kommentar! Gerne mach ich eure Vorschläge zum Thema meiner nächsten Blogeinträge.